Andreas Greiner

„Abschied (Harz)“
Bildabfolge, generiert von einem neuronalen Netz, trainiert aufgrund eines umfangreichen Fotoarchivs, das Andreas Greiner im Wald von Goslar aufgenommen hat,Video, 60:00, Loop, 2020 

 

„Vom Walde“
Klangkonzept und -gestaltung von Louis McGuire, synthetisiert aus Mendelssohn-Bartholdys Chorkomposition „Abschied vom Walde“, Videoanalysealgorithmus programmiert von Daan Lockhorst, Ton, 60:00, Loop, 2020 

 

Jungle Memory, Andreas Greiners jüngste Werkserie, nutzt maschinelles Lernen, um das menschliche Verständnis von Natur zu hinterfragen. Die drohende Zerstörung der Wälder auf der ganzen Welt ist der Anlass für diese fotografische Dokumentation von Wäldern, die in Tausenden von Bildern ausgeführt wird. Während unsere Vorstellung von Natur in der Kunst traditionell durch Landschaftsmalerei ausgedrückt wurde, wird sie nun für das digitale Zeitalter neu interpretiert. Sie wird nicht durch menschliche Sinne, sondern durch einen Deep-Learning-Algorithmus erfasst. Die technologische Aneignung der natürlichen Welt schafft eine digitale Halluzination, die an das erhabene Naturerlebnis aus der Romantik erinnert. Während des Prozesses des angewandten maschinellen Lernens nahm das Projekt eine selbstkritische Wendung, indem es seinen eigenen Stromverbrauch analysierte.

Abschied (Harz) ist eines der zentralen Werke der Serie. Es zeigt ein Video eines virtuellen Waldes, das sich ständig verändert. Der Algorithmus, der in Zusammenarbeit mit dem Programmierer Daan Lockhorst entwickelt wurde, erzeugt digitale Waldlandschaften in ständiger Bewegung. Trainiert durch ein umfangreiches Waldfotoarchiv, das Andreas Greiner im Wald von Goslar aufgenommen hat, hat die künstliche Intelligenz gelernt, Waldbilder zu erzeugen. In einer eigentümlichen tänzerischen Bewegung entstehen immersive, mitunter mysteriöse Bilder. Wird möglicherweise der Wald der Zukunft so aussehen oder sollen das die einzige Reminiszenz an den natürlichen Lebensraum sein? Dieser Wald bleibt auf dem Bildschirm lebendig, wenn auch mit einem melancholischen und sogar beunruhigenden Touch, als würde er träumen. Die in Zusammenarbeit mit Louis McGuire entstandene Klangarbeit Vom Walde ergänzt das Werk. Mendelssohn-Bartholdys Chorstück "Abschied vom Walde” wird mit einem Video-Tracking-Algorithmus synthetisiert, extrem verlangsamt und erzeugt eine entfremdete, abstrakte Landschaft.

http://www.andreasgreiner.com/works/jungle-memory/

ANDREAS GREINER, *1979, Aachen (DE), lebt und arbeitet in Berlin.

Andreas Greiner arbeitet mit zeitbasierten Skulpturen unter Einbeziehung dynamischer und unkontrollierbarer Variablen. Zu seiner Praxis gehört es, sich mit möglichen Erweiterungen von klassischen Parametern in der Bildhauerei auseinanderzusetzen. Inhaltlich konzentriert er sich auf den Einfluss anthropogener Eingriffe in die Form und Evolution von „Natur“. Er ist Teil der Künstlerkollektive A/A und Das Numen. 2019 hat Andreas Greiner das partizipative Projekt waldfuermorgen e. V. mitinitiiert, in dem Familien und Kinder auf einer Fläche von rund drei Hektar in der Nähe von Goslar Bäume pflanzen.

 

www.andreasgreiner.com