Thomas Wrede

Rhonegletscher outside #2
Rhonegletscher outside #4
Rhonegletscher inside #4
Rhonegletscher inside #6
Direktdruck auf Aluminium, 2019

 

Seit 2018 Jahren erarbeitet Thomas Wrede diverse fotografische Werkreihen über das Abschmelzen der alpinen Gletscher. Hierbei interessieren ihn besonders die mit Vliesabdeckungen verhüllten Gletscher.
Die 4 Fotografien im Schloss Biesdorf sind an dem in der Schweiz gelegenen Rhone Gletscher mit seiner Gletscherhöhle (2.300 Hm) entstanden. In seinen großformatigen Fotografien zeigt er spannungsreiche Detailansichten vom Inneren und vom Äußeren des Gletschers.
Seit 150 Jahren wird die Gletscherhöhle immer wieder in das Eis des Gletschers geschlagen. Um die Höhle als Touristenattraktion zu erhalten, deckt man sie seit über einem Jahrzehnt mit weißen Vliesbahnen ab. In Detail- und Panoramaaufnahmen hält Wrede nicht nur die transformatorischen Prozesse des schmelzenden Eises fest, sondern auch die Erosion und den Verschleiß der einst weißen Abdeckungen. Jedes Jahr weicht die Gletscherzunge um 30-40 Meter zurück und lässt die Tücher filzig und flach werden. Die starken Winterstürme zerreißen das Vlies und es wird Jahr für Jahr wieder zusammengenäht und erneuert. Im Außenbereich des Gletschers sind die unterschiedlichen Materialien aus verwitterten Kunststofftüchern, schmutzigen Eis und grauen Steinen, kaum noch auseinander zu halten. Vereinzelt leuchtet das alte Blau des Eises durch. Im Inneren des Gletschers hat Thomas Wrede sich direkt unter das schmelzende, hauchdünne Eis positioniert, wo die ersten Löcher entstehen. Im Gegenlicht der Sonne sieht man nicht nur die unzähligen Luftblasen, sondern es schimmern auch die maroden Tücher durch das glasklare, jahrhundertalte Eis. Das starke Sonnenlicht verwandelt das schmuddelige Grau der Vliesabdeckungen in ein warmfarbiges Farbspiel, welches im Kontrast zum bläulichen Eis steht. Nach 3 Jahren sind die Schmelzlöcher zu großen Spalten geworden und die Abdeckungen fallen wie schwere, dunkle Vorhänge in die Hohlräume des einst so mächtigen Gletschers.

THOMAS WREDE (geb. in Iserlohn) studierte an der Kunstakademie Münster und lehrt seit 2015 Fotografie und Medienkunst an der HBK Essen. Seit 1991 ist die Fotografie sein künstlerisches Medium. Die Frage nach Modell und Wirklichkeit im Bereich der Landschaftsfotografie ist ein zentraler Aspekt seiner Arbeit. Seit 1993 hat er zahlreiche Ausstellungen in den USA, in Asien und Europa. 2018 präsentierte die Von der Heydt-Kunsthalle Wuppertal seine Übersichtsausstellung „Sceneries“.

Das aktuelle Gletscherprojekt ist 2022 in der Städtischen Galerie Neunkirchen in der Solo-Ausstellung „Weiß war der Schnee“ zum ersten Mal umfänglich zu sehen. In Gruppen­ausstellungen wurde das Projekt auf der Vienna Biennale 2021 und im Onassis Stegi Museum in Athen (2022) präsentiert. In der Akademie der Künste Berlin war Wrede 2014 in der Ausstellung „Schwindel der Wirklichkeit“ vertreten. Schon 1997 erhielt er den Karl-Hofer-Preis der UdK Berlin. Wrede ist an mehreren Kunst-am-Bauprojekten des Bundes in Berlin beteiligt.

 

www.thomas-wrede.de