Michaela Schweiger

„Vierundzwanzig Stunden und ein Arbeiterlied“
 5-Kanal-Videoinstallation, 2020

 

Die Filminstallation „Vierundzwanzig Stunden und ein Arbeiterlied“ parallelisiert fragmentarisch die Tagesabläufe und Arbeitswelten sieben prekär beschäftigter Personen, von der Puppenspielerin über den Wachmann bis zum Flughafenarbeiter. Die Handlungsstränge der Arbeit orientieren sich an den Arbeitszeiten der unterschiedlichen, im Film dokumentierten Personen und beschreiben eine Schicht, vom ersten Handgriff der Protagonisten bis zu deren letztem Handschlag. Hauptsächlich gedreht in Sachsen-Anhalt, einem Bundesland, in dem ein Drittel der arbeitenden Bevölkerung im Niedriglohnsektor beschäftigt ist und beinahe 50 Prozent der neuen Arbeitsverträge befristet sind, zeigt „Vierundzwanzig Stunden und ein Arbeiterlied“ die Protagonistinnen des Films als Stellvertreterinnen und Stellvertreter unserer heutigen entsolidarisierten Arbeitswelt in einem wohlhabenden, aber sozial ungleichen Land.

Wie ein Sehnsuchtsbild taucht immer wieder ein Chor auf, der die Routine der Arbeitenden unterbricht. Während der Chorkörper und der Liedtext das Kollektive beschwört, wird diese Sehnsucht durch die Art des Gesanges wie z.B. eine zaghafte Aneignung von kämpferischen Passagen durch nur wenige Stimmen, den Zerfall in Vielstimmigkeit oder gar das bewusste Auseinanderdriften der Stimmen ebenso wie durch die Aufsplitterung der Bilder konterkariert.

 

Michaela Schweiger absolvierte ihr Studium der Freien Kunst an der Kunsthochschule Kassel und an der Universität der Künste, Berlin, wo sie 1998 als Meisterschülerin abschloss. Im Anschluss studierte sie im Postgraduiertenstudium der Audiovisuellen Medien an der Kunsthochschule für Medien Köln, das sie 2004 mit Diplom abschloss. Seit 2011 ist sie Professorin für Zeitbasierte Künste an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule, Halle.

Schweiger ist Preisträgerin des 13. Bremer Videokunst Förderpreis und des 14. Marler Video-Kunst-Preises. Stipendien erhielt sie durch die Kunststiftung Baden-Württemberg, den Senat für kulturelle Angelegenheiten, Berlin, das Forum Stadtpark, Graz, das Museumsquartier, Wien, das Künstlerinnenprogramm des Senats für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Berlin, die Villa Merkel, Esslingen, das Medienboard Berlin-Brandenburg, die Filmstiftung NRW und den Kunstfonds Bonn. Gruppen- und Einzelausstellungen führten Sie nach Los Angeles, Mexico City, Moskau, Dresden, Hong Kong, Karlsruhe und Berlin.

 

www.michaelaschweiger.de