Helga Franz

Habitate bezeichnet hier ökonomisch initiierte Verflechtungen, die zugleich mentale Verortungen in einem Gefüge einfordern, das aus nicht trennbaren Bedingungen und Beziehungen besteht und nur so bestehen kann. Alle drei Objekte könnten auch solitär stehen, bilden aber aufgrund ihrer Materialien, Machart, Maße und Farben eine erkennbar räumliche Einheit.

 

„Leguminosenschreiber schwarz“, 2022

Der eiserne Rotor des Leguminosenschreiber schwarz bewegt eine schwarz gefüllte Glasschale, die sehr spezifische Bewegungen und Geräusche birgt. Leguminosen sind Grundnahrungsmittel von Milliarden Menschen und wertvolle Eiweißspender, deren älteste archäologische Funde 10.000 Jahre zurückreichen. Sie können in ihrer Anbautradition mit Getreidesorten wie Emmer konkurrieren – selbst der Anbau von Reis wurde erst vor etwa 7.000 Jahren begonnen.

 

„Honigtaucher bigelb“, 2022

Wiegend vollzieht der Honigtaucher bigelb in zwei Gläser mit hellerer und dunklerer Ernte seine gegenläufig vertikalen Bewegungen. Eine Bienenarbeiterin bringt in ihrem Leben etwa einen Teelöffel Honig zustande – 30 Kilo bedürfen demnach etwa 6.000 Bienenleben. Während Honig auf der Interaktion tierischen und pflanzlichen Lebens beruht, ist Rübenkraut gänzlich pflanzlichen Ursprungs.

 

„Cera flava trichromatisch“, 2022

Horizontal lagern die an einen geologischen Bohrkern erinnernden Zylinder des Cera flava trichromatisch auf gebogenem Panzerglas im Dreifachverbund. Das kostbare Bienenwachs, ein von Bienen aus ihren Wachsdrüsen gebildetes Gemisch von Estern und Säuren, das seine gelbe Farbe durch das im Pollenöl gelöste Carotin erhält, wird seit Jahrhunderten aus Profitgründen verfälscht. Mittels chromatographischer Verfahren wird es analysiert, auch um zu verhindern, dass in der Imkerei verwendete verfälschte Wachse ein Bienenvolk um die Existenz bringen. Doch das ist nur eine von unzähligen Gefahren, denen Bienen ausgesetzt sind.

HELGA FRANZ realisiert als Künstlerin, Autorin, Fotografin und Pilotin internationale Projekte mit transdisziplinären Kooperationen seit 1987. Für ihre Arbeit erhielt sie eine Reihe von Stipendien und Anerkennungen sowie Auszeichnungen bei Wettbewerben mit Realisierungen interaktiver, kinetischer und statischer Entwürfe. Von 1993–2001 leitete sie das Fach Plastik/Objekte an der Universität Leipzig.

Sie ist in der außeruniversitären Bildungsarbeit als Seminarleiterin und Kunstmentorin sowie als Jurorin und Verfahrenskoordinatorin für Wettbewerbe tätig und engagiert sich in Fachkommissionen und Beiräten für Kunst im öffentlichen Raum. Ihre Publikationen des Selbstverlags visuell.virtuell u. a. Verlage sind in der Deutschen Nationalbibliothek verzeichnet.

Akademische Studien vollendete sie an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, der Hochschule für Bildende Künste Hamburg, Universidad Nacional Autónoma de México in Mexico-City, dem Massachusetts Institute of Technology M.I.T. in Cambridge und der Akademie für Digitale Medien Berlin. Sie ist u.a. Mitglied im Deutschen Künstlerbund und der Gesellschaft für künstlerische Forschung in Deutschland.

 

www.helga-franz.de