Agathe Böttchers Patchworks stachen Mitte der 1980er Jahre heraus aus dem Normgestrick der Bereiche Textilkunst bzw. Kunsthandwerk der DDR. Sie waren lebendig, abstrakt, mehr freie Kunst im Nachklang der klassischen Moderne der 1920er Jahre als Resultat sozialistischer Klöppelei. Sie wirkten wie ein Sampling aus herumliegenden Absurditäten des DDR-Alltags, aufgespießt und neu vernäht im Taumel von Maskierung und Demaskierung. In einer aus Zwirn und Stoff collagierten Distanz zu den Leitfäden der Partei kombinierte Böttcher Ereignisfetzen und Wirklichkeitsausschnitte.
Ihr heiteres Abschiednehmen vom normierten Bewusstsein erfolgt rhythmisch malerisch. Unverkrampft und schelmisch vagabundierend, wandte die Künstlerin sich ab von den strammen Nadelarbeitern, um ihrer Fantasie freien Lauf lassen zu können.
Sie war damals eine Ermutigerin für Jüngere, die ebenfalls versuchten, aus den gehätschelten Kunstreservaten auszubrechen.
In all den Episoden innerer Ausweglosigkeit näherte sich Agathe Böttcher einer nahezu skizzenhaften Gestaltungsweise an. Die Linie dominiert, die Begleitung dazu setzt sich aus burschikos implantierten Flächen zusammen. Farbtupfer bringen jedes Format in ein ganz natürliches Schwingen, Detailformen können sich entfalten, alles weist in Richtung eines hinreißenden, schamanistischen Gebräus.