Heidi Lamira Woitinek

Faszinierend an ihren späten Bildern der Kälte und Nässe ist die feuchtfrierende Angst, die Körper und Gegenstände klamm werden lässt und den Geist in eisigen Dunst hüllt.

Triebfeder des Geschehens sind unzweifelhaft Nachrichten über den Klimawandel und das langsame Abschmelzen der Pole, gewandet in einen artifiziellen Stil, der, durchaus typisch in Ost‑Berlin, hartkantig geometrisierend abstrahiert ist, und überhöht durch eine Metaphorik, die über Bildtitel wie Vereiste Welt (2020), Hilflose Maschinen im Eis (2020) oder Der zerbrochene Traum von Atlantis (2021) zu halluzinieren gelernt hat.

Die textilen Applikationen, die die Künstlerin 1981 angefertigt hat, ein Stillleben mit Maske, ein Balkonstillleben mit Palme, ein Stillleben mit Instrumenten oder ein Stillleben mit Fenster verdeutlichen, dass die Künstlerin schon damals ihre kubistischen Abstraktionen aus dem Geist der klassischen Moderne entstehen ließ.

Die Reduktion auf Grundelemente und die Autonomie von Farbe und Form unterstreicht ihr Interesse am rein Bildnerischen und ihre spielerische Distanz zu den ideologischen Orientierungen in der Spätphase der DDR.

Heidi Woitinek hatte sich entschieden, anti-impressionistisch zu sein und weder illustrativ noch narrativ. Beglaubigungen durch Kunst-Funktionäre benötigte sie nicht. Unbefangen zu experimentieren und sich kulturellen Disziplinierungen nicht zu unterwerfen, das Unterbewusste als subversives Element freizusetzen, Techniken und Methoden verzweigt zu nutzen – das strebte sie an. Diese Gratwanderung ist ihr gelungen.