Knut Elstermann hat ihn liebevoll den „Canaletto vom Prenzlauer Berg“ genannt. Aber es ist nicht nur die Qualität seiner Bilder, die ihn bekannt und beliebt gemacht hat, es ist ganz wesentlich auch sein bürgerliches Engagement, sein unermüdliches Argumentieren gegen die Zerstörung der Ost-Berliner Innenstadt und für den Erhalt der historischen Bausubstanz. Er hat sich vor 1989 dafür weit aus dem Fenster gelehnt, Fakten und Fotos gesammelt und den sozialistischen Planern, die den Abriss wollten, die Leviten gelesen.
Konrad Knebel ist nicht nur ein enorm verdienstvoller, sondern ein weiser Künstler. Er mustert nicht der Reihe nach einen städtischen Hausbestand durch, wie die weniger Weisen unter den Vedutenmalern das tun, als wären sie bei einem Amt für Statistik beschäftigt. Er bildet ihn mehr oder weniger isomorph ab, ohne sich im Ästhetischen zu erschöpfen. Er transponiert seine wirklichkeitstreue, topografische Darstellung in eine melancholische Tonart, die zuweilen auch Hans Baluschek oder Otto Nagel anschlugen.
Die Farbe, die Lichtverhältnisse, der immer verhangene Himmel spielen eine wichtige Rolle. Wie Knebel die verwitterten Fassaden der Altbauten sympathisch ergraut charakterisiert, im mentalitätssoziologischen Sinn, das malt ein Bild vom Osten in getreuer Aussichtslosigkeit.
Dass aus der Vergangenheit noch so viele steinerne Zeugen überkommen sind, die heute geschätzt und verständnisvoll renoviert werden können, ist auch Konrad Knebel zu verdanken, der für Behutsamkeit und Nachsicht plädierte im Umgang mit dem Rissigen und Rußigen.