Reinhard Jacob

Der Bildhauer Reinhard Jacob, der sich als Alchemist versteht, ist ein ganzheitlich denkender Sachwalter des Maßgelungenen. Er ist bewusst misstrauisch gegenüber verabsolutierenden Prinzipien und ideologischen Orientierungen, im besten Sinne wertorientiert und voller Demut in dem Sinne, dass er die gewachsenen Traditionen und kulturellen Überlieferungen verteidigt.

Jacob sieht sich „als Minorit im Schweigen der Werkstatt ... im Besitz der Instrumente, aber ihrer nicht sicher.“ Er hat Figuren, Porträts (Köpfe und Büsten), figurative Bildplatten, Gedenktafeln, Medaillen und Münzen, außerdem plastischen Schmuck für Gebäude geschaffen. Ihm ist an pluralen Intensitäten im Innen- und Außenraum gelegen.
In Berlin, Hamburg und Salzburg widmete er sich aufwendigen Gestaltungen für die Hotellerie und in privaten Interieurs, die er oft selbst ausführte.

In Räumen atmosphärische Präsenz zu erzeugen, die auf die Milieuqualität der Umgebung ausstrahlt, sieht er in verdichteten Städten als zunehmend notwendige und für ihn vergnügliche Aufgabe an.
Er arbeitet weniger an Innenwelten als an tastbaren und räumlich ausgedehnten Sinnentfaltungen. Die heile Figur und eine ungebrochene Leiblichkeit schweben Jacob dafür als intellektuelles Volumen vor – in dem Verständnis, dass seine Arbeit lediglich ein Begleitumstand des Wartens und eine Milderung des Schmerzes im Angesicht der Endlichkeit allen Seins ist.

Was er dingfest zu machen trachtet, ist das Schöne „als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen“, wie Rilke bekanntermaßen formuliert hat. Den gegenwärtigen Konventionen stellt er seine formsprachlichen Prinzipien der Ausgewogenheit entgegen.