Clemens Behr – Multiple Betrachtungswinkel

Clemens Behr verarbeitet in seinen bildhauerischen, abstrakten Arbeiten Material aus dem urbanen Umfeld, wie Sperrmüll, und aus der Bauindustrie: alte und neue Baustoffe, Holzplatten, Blech, Stangen, Schilder, Karton und vieles mehr. Als Rohstoffe, befreit von ihrer eigentlichen Funktion, werden sie als Teile/Elemente seiner Installationen, Skulpturen, Objekte und Assemblagen verändert, kombiniert und zusammengefügt. Mit dem Spiel aus Form, Material und Farbe, mit einer meist komplexen fragmentarischen Anordnung – teils kubistisch, konstruktivistisch und inspiriert von der „junk-aesthetic” von Dada und Merz – sucht Clemens Behr immer wieder nach neuen Formen und rhythmischen Anordnungen im Gleichgewicht, die multiple überraschende Betrachtungswinkel zulassen. Geprägt vom Urbanen, schafft Behr seit Jahren ortsspezifische temporäre Installationen im Außenraum, im urbanen Kontext, die sich mittels Formensprache und Farbigkeit an die architektonische Umgebung anpassen, und in denen letztendlich das finale Foto die bleibende Arbeit dieser ephemeren Interventionen darstellt. Für den Innenraum schafft er raumgreifende Installationen, Wandskulpturen und Objekte. Durch die Integration von Design- und Kunstprinzipien, die Verschmelzung von zwei- und dreidimensionalem Raum, von geometrischen und architektonischen Formeln sowie das Anwenden von malerischen und bildhauerischen Techniken, schafft Behr ein vielförmiges Werk, das er ständig zu reformieren versucht. Durch das Aufgreifen markanter Merkmale des hier gegebenen Raumes soll die Skulptur Circling mit diesem verschmelzen, sich jedoch gleichzeitig wie ein in ihm enthaltener Störimpuls abheben. Bei der Umkreisung der Skulptur und dem Laufen im Raum entstehen beim Betrachten verschiedene Ansichten und der Eindruck einer Verformung beider. Die Gestalt der Skulptur übersetzt diese zweidimensionale Bewegung des Kreisens um die Skulptur in die Dreidimensionalität, wie zwei in sich greifende Kreisläufe im Raum.

 

Clemens Behr (geb. 1985) studierte Grafik Design an der FH Dortmund (BA) und absolvierte seinen Meisterschüler Freie Kunst/Bildhauerei an der Universität der Künste Berlin 2016. Im selben Jahr gründete er mit Kollegen den Studio- und Projektraum Raum Vollreinigung in Berlin. Er stellt seit 2011 national und international auf Festivals, in Ausstellungen und Galerien aus, 2022 auf der 16. Biennalefür zeitgenössische Kunst in Lyon (FR). Clemens Behr lebt und arbeitet in Berlin.