Die großformatigen Medientapisserien von Margret Eicher, die sie seit circa 20 Jahren schafft, befinden sich an der Schnittstelle materieller Kunstwerke und dem elektronischen Rauschen des Digitalen. Ihre digitalen Montagen lässt sie in einer digital arbeitenden Jacquardweberei als großformatige Tapisserien fertigen. Das gefundene öffentliche fotografische (Vor-) Bild ist hierbei Ausgangspunkt der Bildsprache Eichers. In ihren Montagen verarbeitet sie die zeitgenössischen trivialen Bildklischees der Magazine und des Internets, die grelle, verlogene Schönheit der High-End-Oberflächen, in der sich Zeitgeschehen und Menschenbild spiegeln, die unser Bewusstsein und Lebensgefühl gegenwärtig unaufhaltsam füttern. Dieser Totalität der Medienfotos tritt Eicher entgegen: durch Aneignung, neuer Platzierung sowie inhaltlicher und künstlerischer Neukontextualisierung. Die von der Künstlerin gewählte Bildform der edlen, höfischen Jacquardweberei/Tapisserie verwebt förmlich ein zeitgenössisches Ereignisbild unter ihrer Regie: die Katastrophe, das Porträt, Figurenszenen, Persönlichkeiten aus der Medienwelt verlassen ihre flüchtige Trivialität und erhalten typisierenden Charakter, historisiert und „sakralisiert“ in dem Medium Tapisserie. Die Arbeit It’s a Digital World I spielt mit der Grenzziehung zum Unterbewusstsein, zum Fiktionalen, die durch die Unter- und Überwasseroberfläche inszeniert wird. Diese Wirklichkeiten sind hier verkehrt: Das mit dem elektronischen Gerät beschäftigte „reale“ Mädchen befindet sich unter der Wasseroberfläche, das fiktionale Geschehen mit dem Comic-Helden Hulk findet oberhalb statt.
Margret Eicher (geb. 1955) studierte von 1973 bis 1979 Freie Kunst an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Es folgten nationale und internationale Einzel- und Gruppenausstellungen, Stipendien und Preise. Ihre Arbeiten sind in vielen Sammlungen zu finden, wie in der Staatsgalerie Stuttgart, Kunsthalle Mannheim, ZKM Karlsruhe, Museum Bochum und im Erarta Museum St. Petersburg. Das Kunstmuseum Moritzburg widmete ihr im Jahr 2022 eine Einzelausstellung. Margret Eicher lebt und arbeitet in Berlin, Mannheim und Düsseldorf.