Stefan Panhans

„If A Store Clerk Gave Me Too Much Change”
Video HDV, 15 min, 2009

 

Die statische Daueraufnahme gibt den Blick frei auf einen seltsamen Raum - eine abbruchreife Wohnung, ein Zimmer mit abblätterndem, abzubrechen drohenden Putz und einem zerrissenen Bodenbelag, einer schwachen Zimmerpflanze neben einer Art Regal mit einem Motorradhelm. Ein van-Gogh-Plakat und ein Starschnitt-Puzzle aus der US-amerikanischen TV-Serie „Heroes“ hängen an der Wand. Eine provisorische Bleibe, eine Transit- oder Notunterkunft irgendwo im Nirgendwo. Ein Bett aus Strohballen steht in der Mitte des Raumes, darauf liegt - eingewickelt in einen Mikrofaserschlafsack, das Gesicht bizarr geschminkt im Stil der Rockband Kiss - eine Person, die sich in ihrem temporären Schlafquartier eingenistet hat. Doch an den wohlverdienten Schlaf ist nicht zu denken.

Ständig wälzt sich der Fremde hin und her und stöhnt, flüstert, zischt oder schreit wie ein Besessener in den leeren Raum und von Zeit zu Zeit in die Richtung des Betrachters. Es ist ein atemloser Sprechgesang auf Selbstoptimierung, ausgefallene Karrieremöglichkeiten und Freizeitgestaltung in Zeiten des Spätkapitalismus. Ein wirrer Strom des Bewusstseins über fernöstliche Philosophien, über Ausgeglichenheit, Entspannung und Konzentration, Steuertipps zum Absetzen der Kosten für das Waschen der Arbeitskleidung, Kommentaren zur hippen Social-Network-Welt von Facebook, wo sich Privat- und Berufsleben so wunderbar vertragen. Und dazu noch ein paar zweideutige Weisheiten und Sprüche aus dem Manager-Lehrbuch: „Du kannst dein Leben jeden Tag ändern. Heute wäre ein guter Tag!“

 

Stefan Panhans lebt und arbeitet in Hamburg, Berlin und an weiteren Orten. Mit seinen filmischen, performativen, fotografischen und installativen Arbeiten unternimmt er eine künstlerische Auseinandersetzung mit der wachsenden Hypermediatisierung und Digitalisierung, ihren Auswirkungen auf unsere Gesellschaft, unser Verhalten unserer Psyche und Körper, sowie mit dem Zwang zur Selbstoptimierung und der zunehmenden Präkarisierung der Arbeitsverhältnisse.

Seine Arbeiten waren in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, so u. a. im NRW Forum Düsseldorf, der Neuen Nationalgalerie Berlin, in Addis Ababab, St. Sebastian, den ACME Studios in London und beim Steierischen Herbst in Graz. Er wurde mit internationalen Kunstpreisen ausgezeichnet und erhielt mehrere Stipendien.

 

www.stefanpanhans.com