Eröffnung und Begrüßung
Gerda Haßler (Präsidentin der Leibniz-Sozietät)
Moderation
Gerhard Pfaff (Mitglied der Leibniz-Sozietät)
Sabine Schleiermacher ist Professorin für Geschichte, Theorie und Ethik in der Medizin und leitete zuletzt den Forschungsschwerpunkt Zeitgeschichte, Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin. Sie forscht zu Strukturen und Institutionen gesundheitlicher Versorgung in unterschiedlichen historischen Kontexten (Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, DDR und BRD) in vergleichender Perspektive, zu Leitideen in Medizin und medizinischer Ausbildung sowie zu Fragen des Sozialen und der Ethik in der Medizin. Zu ihren Forschungsfeldern gehören neben der Medizingeschichte auch die Wissenschaftsgeschichte („Pseudowissenschaft“, Geomedizin, „Generalplan Ost“), die Geschlechtergeschichte (Ärztinnen), Bevölkerungspolitik und die Geschichte des Öffentlichen Gesundheitswesens und ihrer Akteure (Amtsärzte, Zwangsarbeit, Eugenik/Rassenhygiene, Umgang mit Infektionskrankheiten).
Zum Inhalt des Vortrags
Mit den im November 1989 in Deutschland beginnenden politischen Veränderungen setzte eine Auseinandersetzung um die Gestaltung des Gesundheitswesens im „Beitrittsgebiet“ ein. In BRD und DDR standen sich zwei Gesundheitssysteme gegenüber, die sich seit 1945 in Konkurrenz zueinander verstanden und abgesehen von ihrer Reformbedürftigkeit gegensätzlicher kaum sein konnten. Während in der DDR die Organisation, Trägerschaft und Finanzierung des Gesundheitswesens in staatlichen Händen lagen und planwirtschaftlichen Rahmenbedingungen unterworfen waren, waren in der BRD ein gegliederten Krankenversicherungs-system mit regionalem, berufsständischem und betrieblichem Organisationsprinzip sowie die Monopolstellung privatwirtschaftlicher Leistungs-erbringung in der ambulanten Versorgung und bei Arzneimitteln Eckpfeiler eines pluralen Systems gesundheitlicher Sicherung.
Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung, wie das künftige Gesundheitssystem im Beitrittsgebiet gestaltet werden sollte, standen die Krankenversicherung, die Organisation der ambulanten Versorgung, die Selbstverwaltung und Aufgabenbereiche der Ärzteschaft sowie die Rolle des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD). Im Vortrag wird der Frage nachgegangen, inwieweit im Einigungsprozess bewährte Strukturelemente des DDR-Gesundheitswesens beibehalten bzw. bundesrepublikanische berücksichtigt wurden und eine Chance darin gesehen wurde, in der Bundesrepublik Reformen in der gesundheitlichen Versorgung einzuleiten.
Weitere Informationen zur Veranstaltung: http://www.leibnizsozietaet.de
Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V.
ist eine freie Vereinigung von Natur-, Technik-, Geistes- und Sozialwissenschaftlern. Sie steht in der Tradition der von Gottfried Wilhelm Leibniz im Jahre 1700 gegründeten Brandenburgischen Sozietät der Wissenschaften, mit der sie historisch durch die über Jahrhunderte ununterbrochene Zuwahl ihrer Mitglieder und deren wissenschaftliches Wirken verknüpft ist. Die Sozietät, im Jahre 1993 als eingetragener Verein mit Sitz in Berlin konstituiert, baut auf eigenständigen Forschungen ihrer Mitglieder auf und bietet ihnen ein Forum der Diskussion und Publizität. Im Plenum, in den Klassen und in Arbeitskreisen pflegen ihre Mitglieder und Gäste besonders den interdisziplinären Diskurs und die Erörterung aktueller Grundprobleme von Wissenschaft und Gesellschaft. Die Sozietät will durch ihre Tätigkeit einen angemessenen Beitrag zum geistigen Leben in unserer Zeit leisten.
Die Berliner Medizinische Gesellschaft e.V.
wurde 1844 als Gesellschaft für wissenschaftliche Medizin gegründet. Es folgten stürmische Jahrzehnte in denen die moderne Medizin durch epochemachende Entdeckungen Gestalt annahm. Die Berliner Medizinische Gesellschaft bildete das fachübergreifende Zentrum des medizinischen Lebens in Berlin mit weltweiter Ausstrahlung. Rudolf Virchow, ein Universalgelehrter, prägte die Gesellschaft als Vorsitzender über 20 Jahre. Ihm folgte der Chirurg Ernst v. Bergmann. Auch heute vermittelt die Gesellschaft neueste medizinisch-wissenschaftliche Erkenntnisse an die Ärzteschaft. Sie ist beheimatet im Langenbeck-Virchow-Haus direkt an der Charité in Berlin Mitte.
Campus Berlin-Buch GmbH
Der Campus Berlin-Buch im Norden Berlins hat sich zu einem der größten Biotechnologieparks und Gesundheitsforschungszentren in Deutschland entwickelt. Das räumliche und inhaltliche Zusammenwirken von Forschung, Kliniken und Unternehmen gilt als Erfolgsmodell für wissensbasierte Wirtschaft. Zu den Einrichtungen des Campus zählen das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch, das Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP), ein Biotechnologiepark mit über 60 Unternehmen sowie die klinische Forschung der Charité. Rund 2.500 Beschäftigte aus 70 Nationen arbeiten auf dem 32 Hektar großen Gelände.